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Kreishandwerkschaft Bergisches Land: Mehr Wertschätzung für die duale Ausbildung
Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkschaft, beantwortet Fragen zum Thema Infrastruktur, Herausforderungen der letzten Jahre und Fachkräftemangel im Handwerk
Kreishandwerkschaft Bergisches Land: Mehr Wertschätzung für die duale Ausbildung
Kreishandwerkschaft Bergisches Land: Mehr Wertschätzung für die duale Ausbildung
Marcus Otto Bild: Kreishandwerkerschaft

Es gibt Stimmen, die fordern für die Infrastrukturen eine bessere Vorausschau und bessere Vorsorge. Was bedeutet dies für die Region?

Marcus Otto:
Diese Forderung ist tatsächlich nicht neu. Wir als Kreishandwerkerschaft fordern schon seit längerer Zeit eine bessere Vorausschau für beispielsweise Schulgebäude und andere öffentliche Gebäude oder Straßen und Wege. Wir sind der Meinung, dass eine vorausschauende Planung sehr dringend vorangetrieben werden sollte, ja eigentlich vorangetrieben werden muss. Wenn es dann nämlich dazu kommt, dass vom Land oder vom Bund geförderte Maßnahmen von Gemeinden, Kommunen oder Städten umgesetzt werden sollen, haben diese ihrer Planungen bestenfalls in der Schublade und müssen diese nur noch herausholen. Das ist gute und richtige vorausschauende Planung für die Infrastruktur

Wie hat das Handwerk die Herausforderungen der letzten Jahre bewältigt?

Marcus Otto:
Das Spannende ist, dass es für den Großteil der von uns betreuten Betriebe in den Pandemie-Jahren relativ gut lief. Davon ausgenommen waren natürlich die Friseurbetriebe, die zeitweise schließen mussten und für die dies eine wirklich sehr große Herausforderung war. Andere Gewerke konnten während der Pandemie weiter gut arbeiten, haben Aufträge aus 2019 und Anfang 2020 abgearbeitet. Einige Gewerke hatten in den Pandemie-Jahren volle Auftragsbücher und gute Umsätze, weil die Menschen zu Hause bleiben mussten und das „gesparte" Geld in Umbaumaßnahmen etc. investiert haben. Materialknappheit und Lieferengpässe haben den Betrieben immer wieder schwer zu schaffen gemacht - und das ist zum Teil bis heute noch so.

Dann kam vor einem Jahr der schreckliche Angriffskrieg Putins auf die Ukraine dazu. Die daraus folgende Energiekrise traf und trifft viele Betriebe hart. Da die einzelnen Betriebe die Kosten, die durch die Energiekrise entstehen, nur in Maßen oder gar nicht an den Kunden weitergeben können, kann es zu Existenznöten bei einzelnen Betrieben kommen. Ein Produkt, das sich durch den kalkulatorischen Preis verteuert, wird von Kunden dann natürlich weniger nachgefragt. Das sind marktwirtschaftliche Prozesse: Man muss bei steigenden Kosten Gewinne erwirtschaften oder zumindest kostendeckend sein. Dies wird zunehmend schwieriger und viele Aufträge sind nur noch als Minusgeschäft durchzuführen. Das kann auf Dauer kein Betrieb aushalten. Und trotzdem - und das zeichnet das Handwerk aus - geben die wenigsten auf und stellen sich den immer wieder neuen Herausforderungen. Dazu braucht es neben Optimismus eine vorausschauende Planung.

"Kosten, die durch die Energiekrise entstehen, können zu Existenznöten bei Betrieben führen"

Wie tritt das Handwerk dem Fachkräftemangel entgegen?

Marcus Otto:
Aus meiner Sicht muss es vor allem und sehr dringend zu einem schnellen Umdenken beim Thema Fachkräfte kommen. Wir als Gesellschaft müssen die duale Ausbildung im Handwerk wieder mehr wertschätzen. Umdenken muss vor allem aber die Politik: Es braucht endlich die Anerkennung und Gleichsetzung der dualen Ausbildung im Handwerk mit der akademischen Ausbildung. Das Handwerk ist krisen- und zukunftssicher.

Bei der Werbung um Nachwuchs müssen sich Betriebe immer mehr einfallen lassen, um attraktiv zu sein. Jungen Menschen geht es nicht mehr allein um Geld. Sie legen viel mehr auch großen Wert auf solche Dinge wie Wertschätzung, Anerkennung oder Team-Spirit. Hier gibt es seit geraumer Zeit ein Umdenken seitens der Betriebe.

Wir als Kreishandwerkerschaft sehen eine unserer wichtigen Aufgaben darin, unsere Mitgliedsbetriebe bei der Suche nach dem Fachkräftenachwuchs, also den Auszubildenden, zu unterstützen. Deshalb haben wir schon vor einigen Jahren eine Azubi-App entwickelt, über die sich junge Menschen Informationen zu den von uns angebotenen Ausbildungsberufen und freie Lehrstellenplätze informieren können - aktuell und der Zielgruppe angepasst übers Smartphone (https://www.handwerk-direkt.de/die-azubi-app-deine-handwerksberufe-im-ueberblick.aspx).

Unser Videokampagne ,,Ausbildung im Handwerk" stellt 13 Handwerksberufe ganz hautnah vor - von jungen Reporterinnen und Reportern für junge Leute gemacht (https://www.handwerk-direkt.de/berufe-checks-im-video.aspx). In diesem Jahr werden wir außerdem wieder bei diversen Ausbildungsmessen und Veranstaltungen dabei sein - unterstützt von Innungsbetrieben und deren Azubis. Dort zeigen wir Handwerk hautnah und zum Anfassen - auch wieder an die junge Zielgruppe angepasst.

KURZ & KOMPAKT

Mittelstandsinitiative

Seit 2012 bietet die Mittelstandsinitiative Handwerksunternehmen unter anderem mit Beratungsangeboten und einem maßgeschneiderten Instrumentenkoffer Unterstützung für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz. Jetzt ist sie bis 2025 verlängert worden. In vielen Unternehmen sind die Energiekosten im vergangenen Jahr gestiegen. Gerade für energieintensive Handwerksbetriebe lohnt es sich jetzt besonders, auf Energieeffizienz zu setzen. Dabei hilft die nun bis 2025 verlängerte Mittelstandsinitiative "Energiewende und Klimaschutz" (MIE). Sie ist ein gemeinsames Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).