Absicht unklar
Das Gendern bilde für die jungen Leute eine veränderte gesellschaftliche Realität ab. „Wir sind aber im Moment noch in einer Übergangsphase, in der es noch nicht vollständig eingebürgert ist. In dieser Phase preschen manche vor, andere laufen mit und wieder andere reagieren aggressiv“, so Barbolini. Vielen Befragten sei nicht wirklich klar, was mit dem Gendern überhaupt beabsichtigt werde, und das führe zu Missverständnissen. So glaubt demnach mehr als die Hälfte, dass das Gendern dazu diene, Neutralität in Geschlechterfragen herzustellen. 33 Prozent sehen darin eine Inklusion von Menschen jenseits von Mann und Frau. Nur 36 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass mit dem Gendern Frauen in der Sprache stärker sichtbar gemacht werden sollten. Insgesamt gelte: „Je höher der Bildungsstand, desto besser kennt man sich mit dem Thema aus.“ Frauen halten die Genderdebatte für wichtiger als Männer.
Toleranter Umgang
Barbolini plädierte in diesem Zusammenhang für „Toleranzspielräume“. Damit sei gemeint, dass man Menschen, die anders mit der Sprache umgingen, tolerant gegenübertreten solle. Dazu könnten zum Beispiel Ältere gehören, die noch mit einer anderen Sprache aufgewachsen seien. „Man darf auch ausprobieren, damit spielen. Denn schließlich ist die Sprache nicht festgelegt. Und man sollte sich immer vergegenwärtigen: In welchem Raum stehe ich gerade, was ist hier angemessen?“ (mit Material von dpa)
Diversity-Strategie für die Bundesverwaltung
Gegen Rassismus
Als neue Beauftragte für Antirassismus will Reem Alabali-Radovan (SPD) eine Diversity-Strategie für die Bundesverwaltung erarbeiten. Ihr Ziel sei es, dass sich die Vielfalt der Gesellschaft auch in den Bundesministerien und Bundesbehörden widerspiegelt. Zuvor hatte das Kabinett beschlossen, der für Migration, Flüchtlinge und Integration zuständigen Staatsministerin im Kanzleramt zusätzlich die Aufgabe der Beauftragten für Antirassismus zu übertragen. Die Schaffung dieses Postens hatten SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Sie wolle die auf mehrere Ressorts verteilten Maßnahmen der Bundesregierung gegen Rassismus künftig aus dem Bundeskanzleramt koordinieren und einen „Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus“ vorlegen. „Der Staat ist in der Bringschuld, er muss für alle 83 Millionen Menschen unseres Landes ein gleichberechtigtes, friedliches Zusammenleben sichern.“ Die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, sagt: „Der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung – in all seinen Erscheinungsformen, hat für uns oberste Priorität und ist direkt im Kanzleramt verankert.“ Sie sei sicher, „dass Reem Alabali-Radovan diese Aufgabe mit klarer Haltung und dem notwendigen Tatendrang angehen wird.“ (dpa)