Klare Regeln
So unterstützt die Mutter ihren Sohn seither tatkräftig, setzt aber auch Grenzen. „Natürlich helfe ich beim Einkauf, beim Tüten packen und bei der Auslieferung an diejenigen, die weiter weg wohnen. Aber Luis möchte seine Kunden alleine bedienen“, erklärt sie. „Kommt jedoch jemand Fremdes, ruft er mich dazu. Das ist mir sehr wichtig. Auch verkauft er die Sachen ja nicht, sondern jeder gibt ihm das, was er für angemessen hält, wie eine Art Trinkgeld.“
Zunächst nahmen die Eltern an, dass Luis vielleicht nach einiger Zeit die Lust an seinem „Büdchen“ verliert. Stattdessen hat der Schüler sein Angebot erweitert. So bietet er beispielsweise jetzt auch in einem Ständer Zeitungen an und hat rot-weiße FC-Tüten mit Überraschungsinhalt ins Sortiment genommen.
Als besonderen Service liefert er auch nach Hause. Diese Idee hatte Luis, als die Restaurants in der Corona-Zeit geschlossen hatten und lieferten. Jede Woche schickt er nun eine aktuelle Angebotsliste mit der Öffnungszeit seines Büdchens via WhatsApp an seine Kundschaft. Seit kurzem ist er sogar eine Kooperation mit einem Café eingegangen. Dort werden über einen Automaten seine sogenannten „Wundertüten“ verkauft. Den überschaubaren Gewinn darf Luis in kleine Herzenswünsche investieren. So findet seine Mutter, lernt er den „Wert des Geldes“ zu schätzen. Auf die Frage, ob er schon weiß, was er später beruflich machen möchte, weiß der Büdchen-Besitzer noch keine rechte Antwort. „Sein Vater ist Berufsmusiker, und Luis spielt leidenschaftlich gerne Schlagzeug“, berichtet seine Mutter. „Aber ein eigenes Geschäft scheint auch sein Traum zu sein.“
"Luis ist früher mit einem kleinen Bauchladen durch die Straße gelaufen und hatte viel Spaß dabei"