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Oberbergischer Kreis: Zukunft der Industrieregion ist abhängig vom Flächenangebot
Die Akteure im Oberbergischen hatten eine gemeinsame Charta verabschiedet: wenn an den alten - oftmals historischen - Standorten nichts mehr zu machen ist, müssen diese Flächen angeboten werden
Oberbergischer Kreis: Zukunft der Industrieregion ist abhängig vom Flächenangebot
Oberbergischer Kreis: Zukunft der Industrieregion ist abhängig vom Flächenangebot
Industrielle Produktion hat im Bergischen Land eine lange Tradition. Bild: adobestock/lvan Traimak

Land - und mit ihm der Kreis - ist eine der ältesten Industrieregionen in Mitteleuropa. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war dies die am stärksten industrialisierte Region in Deutschland - noch deutlich bevor es zu einer nennenswerten Industrialisierung an Rhein und Ruhr kam. Der Oberbergische Kreis, alle 13 oberbergischen Städte und Gemeinden, die Industrie- und Handelskammer zu Köln, der Arbeitgeberverband Oberberg und die IG Metall Gummersbach hatten deshalb bereits vor genau zehn Jahren eine gemeinsame Charta entwickelt und verabschiedet. Ziel war und ist es, die wirtschaftlichen Grundlagen der Menschen, die in Oberberg leben und arbeiten, zu erhalten und weiterzuentwickeln. Wörtlich heißt es unter anderem, dass ,,ein geeigneter Ausgleich zwischen einer am wirtschaftlichen Bedarf orientierten Flächeninanspruchnahme und dem sparsamen Umgang mit Grund und Boden erreicht werden." Oberberg ist ein zukunftsorientierter Das Bergische Oberbergische und hochtechnologischer Wirtschaftsraum - viele ,,Hidden Champions" sind hier ansässig. Im Rahmen der Unterzeichnung der Charta hatte der damalige Landrat Hagen Jobi erklärt: „Uns geht es in erster Linie um die hier ansässigen Unternehmen - wir müssen diesen Flächen anbieten können, wenn an den alten - oftmals historischen - Standorten nichts mehr zu machen ist. Wenn wir keine geeigneten Flächen finden, zwingen wir die Unternehmen, Oberberg - und damit meist auch den Standort NRW oder Deutschland - zu verlassen."

Besser als der Landesdurchschnitt

Hand in Hand: Handwerkskunst und Industrie. Bild: adobestock/Photocreo Bednarek
Hand in Hand: Handwerkskunst und Industrie. Bild: adobestock/Photocreo Bednarek

In rund 16.000 Unternehmen arbeiten über 89.000 Beschäftigte. Zu den wichtigsten Branchen zählen der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Edelstahlerzeugung, der Stahl- und Leichtmetallbau, generell die Metall- sowie Kunststoffverarbeitung und die Elektroindustrie. Die Unternehmen in Oberberg bilden eine beeindruckende Wertschöpfungskette. Im produzierenden Gewerbe in Oberberg halten sich die Beschäftigtenzahlen auf hohem Niveau - im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Nordrhein-Westfalens. Das Bruttoinlandsprodukt des verarbeitenden Gewerbes ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl um ein Drittel größer als im Landesdurchschnitt Nordrhein-Westfalens. Die Arbeitslosenquote liegt deutlich unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt.

Stabile Strukturen

Ein hoher Anteil der Unternehmen ist mittelständisch und familiengeführt. Dies bietet eine stabile Wirtschaftsstruktur, die gleichermaßen innovativ wie nachhaltig agiert. Industrielle Tradition und wirtschaftliches Profil sind Grundlage eines breit getragenen bürgerschaftlichen Selbstverständnisses und stützen ein allgemeines Bekenntnis zum Industriestandort Oberberg. Die hier ansässigen Unternehmen sind sich darüberhinaus auch ihrer Verantwortung für das kommunales Gemeinwesen bewusst und handeln entsprechend. In enger Zusammenarbeit hatten der Oberbergische Kreis, die Industrie- und Handelskammer zu Köln sowie die 13 Städte und Gemeinden eine detaillierte Untersuchung zur Wirtschaftsstruktur und zur Situation der Gewerbe- und Industrieflächen im Kreisgebiet veranlasst und 2013 als Grundlage für ein Handlungskonzept bis zunächst 2023 vorgelegt.

"Unternehmen brauchen verlässliche Planungen für ihre Standortentscheidung"

Standortkriterien für Betriebe

Aus dem vorwiegend familiengeführten gewerblich-industriellen Mittelstand ergibt sich eine hohe Standortverbundenheit: Die Unternehmen sind mit ihrer jeweiligen Stadt oder Gemeinde eng verbunden und vielfach seit mehreren Generationen verwurzelt. Über politisches und soziales Engagement, Vereinsleben, Bildungsangebote und Sponsoring sind die mittelständischen Industrieunternehmen Teil des jeweiligen kommunalen Gemeinwesens. Der Wegzug eines Unternehmens, selbst in eine Nachbarkommune, wäre nicht nur mit dem Verlust von Gewerbesteuereinnahmen und Arbeitsplätzen, sondern auch mit einem deutlichen Verlust betrieblicher und kommunaler Identität verbunden. Die Standortsuche von Unternehmen mit qualifizierten Arbeitskräften bewegt sich entweder in einem Radius bis maximal 20 Kilometer um den bestehenden Standort oder sie ist global orientiert. Die Betriebe wollen sogar in erster Linie innerhalb der Kommune bleiben, um so ihre qualifizierten Mitarbeiter zu halten. Unternehmen beziehen regelmäßig nur direkt verfügbare Flächen in ihre Investitions- und Standortentscheidungen ein. Demnach müssen bereits die konkreten Planungen, verbindliche Bauleitplanung und Infrastruktur, auf eine mindestens fünfjährige Nachfrage ausgerichtet sein.


KURZ & KOMPAKT

Handwerk fordert Praktikumsprämie

Die Sorgen um das Ausbleiben des Fachkräftenachwuchses bleiben. In Sachsen-Anhalt zeigt das Konzept der ,,Praktikumsprämie" in Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsministerium und Handwerkskammer Wirkung. Ein Ansatz, den sich die Handwerkskammer Nordrhein-Westfalen zu Köln zur Fachkräftesicherung auch in wünscht. Seit nunmehr zwei Jahren können Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt, die in den Ferien ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb absolvieren, die sogenannte ,,Praktikumsprämie" beantragen. 120 Euro pro Woche erhält eine Praktikantin oder ein Praktikant vom Land Sachsen-Anhalt für den Einsatz im Betrieb. Wenn es nach der Handwerkskammer zu Köln geht, kann Sachsen-Anhalt eine Blaupause sein. Präsident Hans Peter Wollseifer spricht sich deutlich für die Übertragung des Konzepts auf hiesige Handwerksbetriebe aus: ,,Sachsen-Anhalt hat es vorgemacht. Wir setzen uns für die Umsetzung der Praktikumsprämie in unserer Region ein. Die Zahlen zeigen, dass das Konzept aufgeht. Fast jedem vierten Praktikum im Kammerbezirk Halle folgte im Jahr 2022 ein Berufsausbildungsvertrag."