Die Ausbildung zum/zur Einzelhandelskaufmann/-frau ist sehr gefragt bei deutschen Schulabgängern, von denen der Großteil die mittlere Reife, also den Realschulabschluss, in der Tasche hat. Seit Jahren gehört der Beruf zu den Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe, wobei sich der Anteil an weiblichen und männlichen Azubis hierbei fast die Waage hält. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre und teilt sich in Praxis im Betrieb und feste Unterrichtstage in der Berufsschule auf. In einigen dünn besiedelten Regionen wird wegen der geringen Anzahl an Lehrlingen Blockunterricht erteilt, in den meisten Fällen sind die Unterrichtsstunden jedoch auf ein bis zwei Tage wöchentlich festgelegt. In der Schule wird dem Azubi Fachwissen über Verkaufsstrategien, Buchhaltung und Einzelhandelsprozesse vermittelt, es wird aber auch Wert auf Allgemeinbildung gelegt, was sich in Fächern wie Englisch, Deutsch oder Sozialkunde widerspiegelt. Höhere Schulbildung und gute Leistungen können die Lehrzeit um bis zu einem Jahr verkürzen.
Einkaufen, Verhandeln, Präsentieren
Im Gegensatz zu reinen Verkäufern stehen Einzelhandelskaufleute nicht ausschließlich im Kundenkontakt, sondern kümmern sich auch um Bestellungen, Warennachschub und Einkaufskonditionen. Je nach Ausbildungsbetrieb können die Tätigkeitsfelder sehr unterschiedlich ausfallen. In einem spezialisierten Geschäft für Bürobedarf sind die Aufgaben andere als in einem großen Baumarkt oder einer hippen Designerboutique.
Im ersten Ausbildungsjahr werden die Grundlagen gelegt. Der Azubi eignet sich die elementaren Kenntnisse über Wareneinkauf, -präsentation und -verkauf an und setzt diese täglich im Betrieb in die Praxis um. Er verschafft sich einen Überblick über das Warensortiment und lernt, die entscheidenden Verkaufsargumente gezielt und erfolgreich einzusetzen. Idealerweise entspricht das Arbeitsumfeld den persönlichen Neigungen, so macht das Einund Verkaufen sicher mehr Freude. Eine modeaffine Person sollte sich eher ein Bekleidungsgeschäft aussuchen, während der Tierfreund wohl besser in einer Zoohandlung oder einem Markt für Tierbedarf aufgehoben ist.
Im zweiten Jahr der Lehrzeit kann sich der Auszubildende auf ein Lieblingsgebiet, die so genannte Wahlqualifikationseinheit, spezialisieren. Er hat hier die Möglichkeit, Schwerpunkte auf Fächer wie Beratung, Marketing oder Warenannahme und -lagerung zu legen, die seine spätere Laufbahn in eine gewünschte Richtung lenken. Im Betrieb werden die Kenntnisse über Warenfluss und Inventur vertieft und verschiedene Methoden kaufmännischer Vorgänge, wie das Erstellen von Kalkulationen, erlernt und angewendet.
Das dritte und letzte Lehrjahr steht ebenfalls im Zeichen weiterer Qualifizierungs- und Wahlmöglichkeiten. Ob Marketing, Personalführung oder Warenwirtschaftliche Analyse, hier stehen viele Module zur Auswahl, die dem Azubi helfen, den für ihn richtigen Weg einzuschlagen. Im Ausbildungsbetrieb sollte sich der Lehrling inzwischen in allen Bereichen gut auskennen und mehr Verantwortung übernehmen können. Er darf nun selbstständig arbeiten und innerbetriebliche Prozesse sind kein Buch mit sieben Siegeln mehr, sondern selbstverständlicher Teil seines Berufsalltags.
Und nach der Ausbildung?
Einzelhandelskaufleute haben zahlreiche Möglichkeiten zur Fortbildung, sei es in mehrwöchigen Kursen, Online-Lehrgängen oder schulischen Aufstiegsweiterbildungen. Ziel ist es, Filialleiter* in oder Handelsfachwirt *in zu werden und so auch finanziell besser gestellt zu sein. Oft müssen diese Fortbildungen selbst bezahlt werden. Es fallen eventuell Kosten für Materialien oder Prüfungsgebühren an, sie sind aber eine Investition in die Zukunft, die sich auszahlen wird. (us)