Die Gründe sind fast immer die gleichen. Den Menschen ist bewusst geworden, wie schwierig die Arbeitsbedingungen sind. Und dass es Alternativen gibt, die attraktiver sind: Geregelte Arbeitszeiten, mehr Freizeit, Geld, Anerkennung – das sind Aspekte, die für Wechsler ausschlaggebend für ihre Entscheidung sind. Die Work-Life-Balance muss stimmen.
Was also können Unternehmen tun? Jasna Rezo-Flanze von der IHK Köln: „Die Unternehmen können schauen, ob sie die Work-Life-Balance für ihre Mitarbeitenden mit einfachen Mitteln verbessern können. Beispielsweise durch neue Teilzeitmodelle oder flexible Arbeitszeiten, die eine Vereinbarung von Familie und Beruf einfacher machen. Es hilft auch, die vorhandenen Mitarbeitenden zu fragen, wo aus ihrer Sicht Verbesserungspotenzial besteht, um die richtigen Ansatzpunkte zu finden. Erfolgreich ist es auch häufig, die eigenen Mitarbeitenden unter dem Motto ‚Mitarbeitende werben Mitarbeitende‘ in die Fachkräftesuche einzubeziehen.“
Auch Bianca Winter von der Arbeitsagentur sieht Handlungsbedarf bei den Unternehmen: „Gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe braucht es vielerorts verträglichere Arbeitszeiten, Lohnerhöhungen oder geldwerte Vorteile, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter bei der Stange zu halten. Manchmal bedarf es auch kreativer Lösungen. Personal-Sharing zum Beispiel. Wenn Mitarbeiter eines Frühstückshotels mit kurzen Arbeitszeiten im Anschluss um 9.30 Uhr in ein anderes Hotel wechseln, um auf Stunden zu kommen. Für viele kann schon das ein Anreiz sein, zu bleiben“, sagt die Pressesprecherin. „Außerdem merken wir gerade, dass es einen Markt für Personaldienstleister gibt. Meist verdienen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hier mehr. Für den Fall, dass sie gerade nicht in einen Job vermittelt werden können, bieten die Personaldienstleister Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote an. Auch das kann attraktiv sein.“
Einige Unternehmen hätten sich inzwischen für Quereinsteiger geöffnet. „Das fördern wir mit unterschiedlichen Angeboten, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, so Winter. „Mit unserem Programm WEITER.BILDUNG! unterstützen wir Arbeitgeber dabei, bestehende, geringqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch abschlussorientierte Weiterbildungen zu Fachkräften zu machen. Zudem beraten wir bei der Analyse der Personalstruktur sowie der Identifizierung von Entwicklungspotenzialen und konkreten Weiterbildungsbedarfen. Wir unterstützen bei der Planung der Weiterbildungsmaßnahmen sowie bei der Beantragung der Förderleistungen.“ Vergleichbare Programme gebe es natürlich auch dann, wenn es darum geht, einen neuen Mitarbeiter einzustellen. Weitere Infos hier:
Fachkräftemangel durch Corona
Seit der Coronapandemie zeigt sich auf dem Arbeitsmarkt ein gravierendes Problem: Arbeitskräfte fehlen. In Branchen, die von Schließungen betroffen waren, vor allem in der Gastronomie, ist der Mangel besonders drastisch. Doch was können Unternehmen tun, um ihre Mitarbeiter zu halten oder neue zu gewinnen?Arbeitnehmende haben sich in der Corona-Krise dazu entschlossen, neue Wege zu gehen. Das gilt vor allem für weite Teile der Dienstleistungsbranche, Gastronomie und Hotellerie, die besonders von den Betriebsschließungen betroffen waren. Viele sind im Lockdown abgewandert und in den boomenden Branchen Logistik und Einzelhandel gelandet – und geblieben. Auch die überlastete Pflege verzeichnet Verluste.