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Alte Schmiede in Niederkassel-Lülsdorf begeistert Jung und Alt - Die Besucher erfahren den Unterschied zwischen hartem und weichem Stahl.
Alte Schmiede in Niederkassel-Lülsdorf: Traditionelle Handwerkskunst
Alte Schmiede in Niederkassel-Lülsdorf: Traditionelle Handwerkskunst
Fast eine Binsenweisheit: Man muss das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Bild: Woiciech

„Übung macht den Meister." Diese Weisheit trifft in vielen Lebensbereichen zu, kommt jedoch besonders im Handwerk zur Geltung. Dass man als Schmied nicht nur auf dem Amboss ,,rumklopft", erst recht dank Fingerspitzengefühl und Fachkenntnissen echte Unikate schafft, beweist die Interessen-Gemeinschaft Schmiedemuseum Alte Schmiede in Niederkassel-Lülsdorf immer wieder aufs Neue.

Der Verein gründete sich 2009 und umfasst heute rund 50 Mitglieder. Denn das Einzigartige des Museums an der Uferstraße in Lülsdorf liegt nicht in der Ausstellung von Exponaten. Sondern die Besucher können hautnah bei der Fertigung dabei sein - und auch selbst Hand anlegen. „Durch Corona ist das etwas eingeschlafen, ansonsten bleibt das Interesse ungebrochen. Es kommen im Jahr bis zu 300 Kindergartenkinder zu uns“, plaudert Bruno Fritzen, Beisitzer im Verein. Doch auch die Kurse, die von der Volkshochschule angeboten werden, erfreuen sich äußerster Beliebtheit.

>> Ein wenig Talent kann auch beim Schmieden nicht schaden.

Kleinere Gruppen, bis zu zehn Personen, passen optimal in das historische Gebäude und bereits bei der Einführung bleibt manch einer mit offenem Mund stehen, wenn der Stahl glühend aus der Esse gezogen wird. ,,Am Glühfaden erkennt der Schmied die Temperatur, und anhand der Farbe wie heiß das Material ist. Am besten lässt sich der Stahl bearbeiten, sobald er kirschrot aufleuchtet." Ist der Stahl zu heiß, verbrennt der Kohlenstoff darin. Dann geht das Material kaputt und ein Gebrauch kommt nicht infrage. ,,Ab 780 Grad ist der Stahl nicht mehr magnetisch, deshalb führt der Schmied stets einen Magnet in der Tasche."

Darüber hinaus erfahren die Besucher noch den Unterschied zwischen hartem und weichem Stahl, oder wie wichtig das „Anlassen" für das fertige Produkt ist. „Man benötigt natürlich auch etwas Talent", so Bastian Schwarz, der mit 36 Jahren zu den jüngsten Mitgliedern im Verein zählt. Genauso beeindruckend zu sehen ist, wenn Erich Schmitt den Teilnehmern zeigt, wie das Einrollen von Stahl funktioniert. Eines ist sicher: für die „Neulinge" birgt es eine außergewöhnliche Erfahrung und macht enormen Spaß. Bruno Fritzen hofft nun auf jede Menge begeisterter Leute. ,,Wir haben ebenfalls Nachwuchsprobleme, wie viele Vereine."

Die Möglichkeit zum Reinschnuppern ist oft genug gegeben, denn neben den VHS-Kursen veranstalten wir am Samstag, 9. September und Samstag, 28. Oktober 2023 das offene Schmieden, wo man sich einen perfekten Eindruck von der Kunst verschaffen kann.


MEHR ALS EIN JAHRHUNDERT LANG IN FAMILIENBESETZ

Bild: Woiciech
Bild: Woiciech

Die Alte Schmiede wurde 1888 in der Uferstraße in Lülsdorf von Jakob Breuer, Sohn des aus Flerzheim stammenden Schmiedes Adam Breuer, errichtet. In der dritten Generation führte Adam Breuer II den Betrieb weiter, worauf dessen Sohn Jakob den Schwerpunkt auf die Imkerei und die Herstellung von Geräten für die Honigverarbeitung legte. Über ein Jahrhundert blieb die Schmiede so in Familienbesitz, bis die Stadt Niederkassel 2007 das Gebäude erwarb. Bereits 2001 kam die Schmiede unter Denkmalschutz. In der Unterschutzstellung heißt es: ,,Eine der selten erhaltenen Schmieden des späten 19. Jh. in kontinuierlicher Nutzung, wichtig für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse." Deshalb entschied sich die Stadt für die Nutzung als Museum. Zahlreiche kleine Exponate, von Bremsklötzen und Kurbeln bis zu großen Ausstellungstücken, wie Sämaschinen, Grubber und Pflüge, begeistern die Besucher sooft sie hier vorbeischauen. Mehr im Internet unter www.alte-schmiede-luelsdorf.de