Für alle, die sich für das Thema Antirassismus in ihrer Organisation oder ihrem Arbeitsumfeld stark machen wollen, bietet die Online-Toolbox des Vereins Charta der Vielfalt e.V. die passende Unterstützung. Das Ziel: Dafür zu sorgen, dass ein Arbeitsumfeld entsteht, in dem Rassismus keinen Platz hat. Das Angebot wurde gemeinsam mit Experten entwickelt und vielfach erprobt. Gefördert wurde das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan
Die Online-Toolbox enthält Wissens- und Lernformate sowie konkrete Handlungsanleitungen in drei Rubriken: Kompetenz stärken, Awareness schaffen und Veränderungen anstoßen. Unter anderem gibt es Broschüren, Arbeitsblätter und weitere Materialien zum kostenlosen Download, zum Beispiel das Kartenset „Rassistische Äußerungen entkräften“. Es gibt hilfreiche Tipps und Strategien, um selbstbewusst und sachlich reagieren zu können. Außerdem: Anhand von 20 Fragen, die online beantwortet werden, kann jede und jeder die eigenen Positionierungen ermitteln und Privilegien erkennen. Und beim „Wahrnehmungs-Check“ erfährt man, wie Deutschland über Rassismus denkt und kann die eigenen Positionen damit vergleichen
Workshops als Einstieg
Die Online-Toolbox bietet somit die Möglichkeit, mehr über Rassismus und seine Auswirkungen in der Arbeitswelt zu erfahren. Sie soll dabei helfen, das Gespür für die eigene Betroffenheit und das anderer zu entwickeln bzw. zu stärken. Auch lädt sie dazu ein, das eigene Verhalten kritisch zu überprüfen. Als Leitfaden dient die 56-seitige Broschüre „Methodenkoffer – Antirassistische Bewusstseinsbildung“, die für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erstellt wurde. Sie sollen nicht Überzeugungsarbeit leisten, sondern durch Informationen, Strategien und Kompetenzen vermitteln. Der Methodenkoffer informiert umfassend über diverse Methoden und Handlungsmöglichkeiten für das Thema Antirassismus in Unternehmen. Der Leitfaden führt von „Aktiv werden“ und „Wissen schaffen“ über „Verlernen“ und „Verstehen“ bis zu „Zuhören“ und „Einschreiten“. In der letztgenannten Rubrik können die bereits erwähnten Strategiekarten zum Einsatz kommen. Zum Einstieg eignen sich Workshops, für die die Broschüre mögliche Ablaufpläne bietet, die auf die Bedürfnisse der Gruppe, die Zeit und die Gruppenkonstellation abgestimmt werden können. Im Sensibilisierungsworkshop geht es darum, alle Teilnehmenden auf einen Wissensstand zu bringen, Grundlagenkenntnisse zu vermitteln und durch Übungen ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Der Vertiefungsworkshop sorgt dafür, dass das erlangte Wissen konsolidiert und die vorhandene Sensibilität geschärft wird, um auf die strukturelle und institutionelle Ebene von Rassismus aufmerksam zu machen und Machtstrukturen und die eigenen Privilegien aufzuzeigen. Im Idealfall werden dabei erste Handlungsmöglichkeiten und Strategien entwickelt und mitgegeben.
Ob Workshop, Sensibilisierungsübung oder eine andere Methode: Die Vorbereitung spielt eine wichtige Rolle. Vorab gilt es, die eigene Positionierung zu überprüfen, etwaige Rollenkonflikte zu klären sowie Ziele zu setzen.
Beim Weg zum Antirassismus in Unternehmen ist Geduld gefragt, denn nachhaltige Veränderung braucht Zeit. Der Rat der Expertinnen und Experten: „Bleiben Sie dran und seien Sie sich bewusst, dass auch kleine Schritte Bewegung sind. Manchmal muss klein angefangen und erstmal geschaut werden, welche Ressourcen in der eigenen Organisation bereits vorhanden sind. Rassismus ist leider nicht einfach von heute auf morgen aufzulösen.“ (rol)
www.charta-der-vielfalt.de/aktivitaeten/toolbox-antirassismus/
Rassistische Äußerungen erfolgreich entkräften
Wie soll man reagieren, wenn eine rassistische und menschenverachtende Äußerung fällt? Die wichtigsten ,,Erste-Hilfe-Regeln" in einer solchen Situation lauten:
Tief durchatmen: Im Schock oder in der Wut haben wir keinen klaren Kopf. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Atmen Sie ein- bis dreimal tief durch.
Kurze Analyse der Situation: Wer ist anwesend? Wie ist die Beziehung zu meinem Gegenüber? Wie ist meine eigene Verfassung gerade? Ist ein Gespräch überhaupt möglich?
Ziel festlegen: Was will ich erreichen? Will ich ein Gespräch führen und argumentieren? Will ich das einfach so nicht stehen lassen und ein Gegenstatement setzen? Will ich anwesende Personen, die von der Aussage betroffen waren, schützen?
Strategie wählen: Es gibt eine Vielzahl an Strategien und nicht nur die eine, die in der Situation richtig ist. Alles hängt vom Kontext ab (äußere Umstände, das Ziel, die eigene Verfassung). Wählen Sie Strategien, die zu Ihnen passen und mit denen Sie sich wohlfühlen.
Wertschätzung: Bleiben Sie wertschätzend der Gesprächspartnerin oder dem Gesprächspartner gegenüber. Trennen Sie die Aussage von der Person. Wenn es Ihnen um ein Gespräch geht, dann funktioniert es nur über einen wertschätzenden Dialog. Hat Ihr Gegenüber das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, werden Situationen meist emotional und es ist in der Regel kein Gespräch möglich.
Wenn Sie von der Aussage selbst betroffen werden und keine Wertschätzung möglich ist, können Sie klare Grenzen ziehen und auch entscheiden, sich bewusst aus der Situation zurückzuziehen. Ein Gespräch könnte dann auch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, wenn es gewünscht ist. (rol)