Wer sich an Diskussionen rund um Rassismus beteiligt, sollte im Umgang mit Worten sensibel sein. „Über lange Zeit haben sich Machtverhältnisse, wie in Form von Rassismus, in den Sprachgebrauch eingeschrieben. Bestimmte Begriffe wurden und werden explizit genutzt, um Machtverhältnisse zu sichern, indem diese durch Sprache immer wieder hergestellt werden“, erklärt der Verein Charta der Vielfalt e.V. Ein Beispiel dafür ist das Wort „Rasse“: Der englische Begriff „Race“ wird in internationalen Diskussionen und in der rassismuskritischen Forschung häufig genutzt. Er beschreibt eine soziale Konstruktion, die strukturell zu Ungleichheit und Diskriminierung führt. Problematisch ist die deutsche Übersetzung. „Der Begriff ‚Rasse‘ wird nach wie vor mit etwas Biologischem verbunden, als würde es ‚echte‘ Menschenrassen geben. Dies hat im Kolonialismus und Nationalsozialismus zur Tötung von Millionen von Menschen geführt“, so der Verein in seinem Grundlagen-Wiki zum Thema Rassismus.
Fest steht: Sprache bildet nicht nur Realität ab, sondern kann auch Realitäten schaffen. Sie beeinflusst das Denken, die Wahrnehmung und Emotionen. „Die Sprache ist immer ein Ergebnis historischer und gegenwärtiger Machtverhältnisse und bildet unsere Vorstellungen von dem ab, was ‚normal‘ ist. Das kann diskriminierend sein und abwertende Sichtweisen auf bestimmte gesellschaftliche Zugehörigkeiten und Lebensweisen reproduzieren. Damit können sich Ungerechtigkeit, Unterdrückung, aber auch Gewalt legitimieren“, warnen die Expertinnen und Experten. Es bedarf einer aktiven Auseinandersetzung und der Bereitschaft, diskriminierungs-sensibel mit Sprache umzugehen. Wie das funktionieren kann, zeigt sich beim Begriff „Multikulti“, der Abkürzung für das Zusammenleben vieler verschiedener „Kulturen“.
Mittlerweile wird der Begriff in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert, denn „Kultur“ wird nicht mehr als etwas Starres verstanden. Man spricht heute von Diversität und Inklusion von Menschen. „Bei diesen Begriffen steht die Herstellung von Chancengleichheit und Teilhabe im Fokus. Es geht um die Wertschätzung und Anerkennung von Gemeinsamkeiten, Unterschieden und persönlichen Bedarfen“, erklärt der Verein. Für ihn steht fest: Eine inklusive, vielfaltssensible und rassismuskritische Sprache sorgt für ein besseres Miteinander. (rol)