Im ersten Halbjahr 2022 sind die sendungsbezogenen Kosten massiv angestiegen, so das Ergebnis der jüngsten Kostenerhebung Sammelgut des Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). Bereits im zweiten Halbjahr des Jahres 2021 stiegen die Sendungskosten um neun Prozent. Maßgeblich für den erneut großen Kostensprung sind der kontinuierliche Anstieg der Energie- und Treibstoffkosten sowie die Personal- und Sachkosten. Angesichts der Kapazitätsprobleme in der Verteilung denken viele Marktteilnehmer wieder verstärkt über einen eigenen Nahverkehrsfuhrpark nach. Zwar sind sich die Unternehmer bewusst, dass dies nichts an der grundsätzlichen Fahrerknappheit ändert, doch reizt der direkte Zugriff auf die Kapazität. Der Trend scheint eindeutig hin zum eigenen Fuhrpark zu gehen. Andere Fachleute sehen zumindest eine „Entwicklung zu einem gesunden Mix aus eigenem und Fremdfuhrpark, die sich fortsetzen wird". Auch mehrere große Speditionsnetze denken über einen größeren Eigenfuhrpark nach: ,,Wo es lokal erforderlich ist, wird es einen eigenen Fuhrpark geben", heißt es oft.
Unternehmen prüfen alle Optionen
Andere Logistikunternehmen prüfen für den Nahverkehr derzeit ,,alle Optionen inklusive anteilig eigenem Fuhrpark". Einige Spediteure setzen bereits seit einiger Zeit wieder eigene Fahrzeuge im Nahverkehr ein, mit weiterhin steigender Tendenz. Gegen diesen Trend positioniert sich Dachser: ,,Der Aufbau eines eigenen Fuhrparks steht nicht auf der Agenda - wir setzen weiter auf die Zusammenarbeit mit Transportunternehmen." Interessant: Die Vertreter der Verbünde kleinerer Speditionsunternehmen scheinen in dieser Frage eher zurückhaltend. Sie beobachten zwar auch marktweit erste Anzeichen, sehen aber keine Renaissance des eigenen Fuhrparks.
Hohe Akzeptanz für Preiserhöhungen
Indessen haben die Kapazitätsengpässe im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die angekündigten Preisanhebungen deutlich erfolgreicher umgesetzt werden als in den Vorjahren. Die großen Speditionen gaben an, dass ,,eine konsequente Umsetzung der angekündigten sechs Prozent Preissteigerung erfolgt". Sie geben an, dass sie ihre internen Vorstellungen am Markt zufriedenstellend platzieren konnten. Auch Kooperationsnetze äußern sich positiv und konnten ,,auf breiter Basis Preisanpassungen erzielen" und sahen eine hohe Akzeptanz in der Verladerschaft". Preistreibend war zweifellos der teurere Frachtraumeinkauf, ausgelöst durch die lang anhaltenden Spitzenzeiten, aber auch durch die starken kurzfristigen Schwankungen.
Fachkräftemangel wird zum Problem
Als weitere Kostentreiber werden insbesondere von den Marktführern in der Logistik- und Speditionsbranche Infrastrukturmängel sowie die Verkehrs- und Liefersituation im urbanen Raum genannt. Vor allem Letzteres sorgt für speditionellen Mehraufwand, der entsprechend vergütet werden muss. Der Fachkräftemangel bleibt zweifellos ein Thema. Aber auch die künftige Innenstadtbelieferung gerade im Spannungsfeld möglicher Diesel-Fahrverbote, der ungebrochene Trend zum Internethandel mit der Folge zunehmender Zustellungen an Privatempfänger sowie die Sicherstellung der Flächendeckung werden die Stückgutnetze herausfordern.