In künstliche Welten abtauchen und sich dort bewegen, sehen und fühlen, als sei man wirklich da, das hörte sich noch vor 20 Jahren wie Science-Fiction an. Heute ist das Realität. Virtuelle Realität.
Was sind immersive Medien?
Unter immersiven Medien versteht man Technologien, die das Bewusstsein der Nutzer in virtuelle Welten entführen. XR, AR, VR, MR... hinter diesen kryptischen Kürzeln verbergen sich die innovativsten und aufregendsten dieser Technologien. Eine kurze Erklärung der Abkürzungen: XR heißt Cross Reality und ist der Oberbegriff für AR, VR und MR, also Erfahrungsdarstellungen, die mit Hilfe von Computern erzeugt werden. Bei der Augmented Reality (AR), was so viel wie erweiterte Realität heißt, überlagern computergenerierte Bilder oder Informationen die wirkliche Umgebung des Nutzers. Vielen Onlinekäufern dürfte Augmented Reality bekannt sein durch die Möglichkeit, ein neues Sofa oder einen Bücherschrank erst mal virtuell und maßstabsgetreu im Raum platzieren zu können und so seine Wirkung zu testen. Die Virtual Reality (VR), also die virtuelle Realität, geht noch einen Schritt weiter und blendet die reale Welt weitestgehend bis komplett aus. Nutzer und Nutzerinnen begeben sich mit Hilfe eines Headsets in eine komplett neue Welt, in der sie sich bewegen und mit nicht realen Gegenständen interagieren können. Vor allem hier begegnet uns der Begriff Immersion, der abtauchen oder sich versenken meint und so die durch VR entstehende Wirkung beschreibt. Mixed Reality (MR) schließlich ist eine Mischung aus AR und VR und verbindet verschiedene Elemente der beiden Technologien.
Was machen Gestalter für immersive Medien?
Gestalter und Gestalterinnen für immersive Medien sind schon während der Ausbildung an der Erstellung und Gestaltung von Anwendungen mit den oben genannten immersiven Technologien beteiligt. Sie sorgen für visuelle und akustische Effekte, gestalten 3D-Räume und Animationen nach den Anforderungen und Vorstellungen der Kunden, meist in enger Zusammenarbeit mit Produktionsteams, 3D-Artists und Programmierern. Sie erstellen Prototypen, prüfen diese und passen sie an. Problemlösungen und die Reparatur von Software-Fehlern sowie die Beratung von Kunden und Präsentation von Konzepten sind ebenfalls Arbeitsalltag. Interessierte Schulabgänger finden mögliche Arbeitgeber in der Film- und Werbebranche, in Unternehmen der „virtual production“ und in der Games-Branche bei Spieleentwicklern und Publishern. Aber nicht nur hier wird mit virtuellen Realitäten gearbeitet. Auch in den Bereichen Produktion, wie der Industrie 4.0, dem Handel, der Medizin sowie in Bildungs- und Kultureinrichtungen, nimmt die Nachfrage nach 3D-Modellen, 360°-Anwendungen und anderen immersiven Medien stetig zu. Einige Beispiele, was heute schon möglich ist: Patient und Operateur müssen nicht im selben OP-Saal sein, Museen werden vom heimischen Sofa aus virtuell besucht oder man begibt sich per QR-Code auf eine Zeitreise in das Paris des 18. Jahrhunderts. Durch den aktuellen Boom und rasanten Fortschritt der Technologien wird in all diesen Branchen händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften und Experten gesucht, was eine Berufsausbildung in diesem Bereich sinnvoll und zukunftssicher macht. Und das auf Jahre oder Jahrzehnte hinaus, denn die Entwicklung in diesem Bereich ist noch lange nicht abgeschlossen.
Wie läuft die Ausund Weiterbildung ab?
Die Ausbildung verläuft klassisch dual und dauert drei Jahre, an ihrem Ende steht eine Abschlussprüfung. Im Ausbildungsbetrieb wird die praktische Seite gelehrt, laut Rahmenplan der IHK zum Beispiel der Umgang mit virtuellen Kameras, die Audiopositionierung oder das Verfassen von verständlichen Anleitungen für Nutzer und Nutzerinnen. Auch 3D-Skulpturierung, Konfiguration von Streaminglösungen, Präsentation und Kommunikation stehen auf dem Lehrplan. In der Berufsschule kommen theoretische Grundlagen und allgemeinbildende Fächer hinzu. Die Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung sind zahlreich und können in verschiedenen Branchen wahrgenommen werden. In den Bereichen Mediengestaltung, Kameratechnik oder Computeranimation kann man sich weiter spezialisieren, sich zum Medienfachwirt fortbilden oder einen der Studiengänge Medienmanagement, Game-Design oder Computervisualistik belegen. Qualifizierten Experten der virtuellen Welt stehen in der reellen Zukunft alle Türen offen. (us)
GUT ZU WISSEN
Als der britische Physiker Sir Charles Wheatstone 1838 das Stereoskop erfand, das die ersten 3D-Bilder lieferte, ahnte er wahrscheinlich nicht, wohin dieser erste Schritt in die vorgegaukelte Dreidimensionalität noch führen sollte. Um 1930 revolutionierte Edward Link den bis dahin eher rudimentären Flugsimulator mit seinem „Link-Trainer“, der aus einer abgedunkelten, beweglichen Kabine mit beleuchteten Instrumenten bestand und so dem Piloten eine künstliche Wirklichkeit vorspiegelte. Als Vater der Virtual Reality wird oft der US-amerikanische Filmemacher Morton Heilig bezeichnet. Er erfand das „Sensorama“, das Sinneseindrücke simulierte und er patentierte das erste Head Mounted Display (HMD). Beide Erfindungen wurden keine Kassenschlager, stellen jedoch Meilensteine auf dem Weg zur heutigen VR dar. Ab den 80er-Jahren machte die Technologie auch Dank des Interesses der NASA und führender Spielehersteller weitere Fortschritte, Datenbrillen und -handschuhe kamen auf den Markt und erste Avatare erblickten das noch pixelige Licht der Computerwelt.