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Euskirchen: „Handwerker meldet Euch!“
Nachwirkungen der Flut, Personal und Prognosen
Euskirchen: „Handwerker meldet Euch!“
Euskirchen: „Handwerker meldet Euch!“
Viele Handwerksbetriebe im Kreis suchen Verstärkung für ihr Team. Bild: Robert Knasen stock/adobe.com

„Das vergangene Winterhalbjahr ist trotz der Energiekrise, der anhaltend hohen Inflation, den weiterhin vorhandenen Lieferkettenproblemen und den politischen Unsicherheiten für das regionale Handwerk besser verlaufen, als die Herbstumfrage 2022 erwarten ließ.“ So fasste Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, die Lage bei der Vorstellung der Ergebnisse der „Konjunkturumfrage Frühjahr 2023“ zusammen. Zum Umfrageschluss Ende März bezeichneten 84 Prozent der Betriebe in der Region ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“. Und auch hinsichtlich der Erwartungen für das Sommerhalbjahr zeichneten die Handwerksbetriebe in der Städteregion Aachen sowie den Landkreisen Düren, Heinsberg und natürlich Euskirchen seinerzeit ein überwiegend optimistisches Bild. Drei Viertel rechneten mit besseren oder zumindest gleichbleibenden Geschäften.

Sorgen in den Baubranchen

Ein Viertel der Handwerker blickt dementsprechend aber auch mit Sorgen auf das kommende Halbjahr, vor allem Unternehmer aus den Baubranchen. Laut Angaben des Kreises stellen die Handwerker der Region vermehrt fest, dass Ausschreibungen weniger werden. Zurückhaltung macht sich breit, die Bereitschaft zu Investitionen im Bausektor sinkt. Denn das Bauen wird teurer. Gründe sind unter anderem höhere Zinsen sowie gestiegene Material- und Energiekosten. Die wiederum sorgen auch oder Metzgereien für tiefe bei vielen Bäckereien Sorgenfalten.

Nachwirkungen der Flut

Zudem zeigen sich im Kreis Euskirchen auch weiterhin deutliche Nachwirkungen der Flut. Denn die hat auch zahlreiche Handwerksbetriebe im Kreis hart getroffen - und sogar einige Existenzen vernichtet, wie der Kreis betont. Insgesamt seien, gemessen am Grad der Betroffenheit, zu wenige Anträge zur Aufbauhilfe im Kreis gestellt worden. Peter Motter, Berater bei der HWK Aachen, sieht dafür einen weit verbreiteten Grund: „Die bürokratischen Hürden sind vielfach sehr hoch!“ Der Experte betont, dass sich betroffene Betriebe weiterhin vertrauensvoll an die Handwerkskammer wenden sollen, um Hilfe zu erhalten: „Wir begleiten die Handwerker beim Antrag. Und die Frist zur Einreichung ist um ein Jahr verlängert worden.“

Wirtschaftsförderung als Bindeglied

Neben der Handwerkskammer hilft auch die Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen dabei, Fördergelder für Handwerksbetriebe zu vermitteln - nicht nur in punkto Flutschäden. Auch hinsichtlich Themen wie Digitalisierung und Cyber-Sicherheit, Energie und Nachhaltigkeit sowie weiteren Aspekten stehen Experten der Wirtschaftsförderung als Ansprechpartner und Vermittler bereit, um Handwerksunternehmen tatkräftig mit ihrem vielseitigen Netzwerk zu unterstützen. Denn das ist nicht nur regional eng verzahnt, sondern reicht auch weit über die Kreisgrenzen hinaus. Und so lautet der Appell von HWK-Experte Peter Motter und der Wirtschaftsförderung des Kreis Euskirchen gleichermaßen: „Handwerker, bitte melden!“

>> Fördergelder für Handwerksbetriebe - nicht nur für Flutschäden

Fehlende Fachkräfte

Dieser Appell könnte allerdings auch von den Handwerksbetrieben selbst stammen. Denn auch im Kreis Euskirchen können zahlreiche Arbeitsplätze nicht besetzt werden. Das gilt sowohl für Fachkräfte und Arbeiter als auch für Auszubildende. Daher lautet das Resümee des Kreises Euskirchen: fehlende Arbeitskräfte verhindern Umsatz. Zwar ist die Zahl der Beschäftigten, laut der HWK-Frühjahrsumfrage, in etwa gleichgeblieben, doch viele Betriebe suchen zusätzliches Personal, denn: Zahlreiche Branchen sind auf Wachstumskurs - und so zeigte sich bei der letzten HWK-Umfrage: „Um die erwartete Mehrarbeit überhaupt erledigen zu können, wollen 13 Prozent ihre Belegschaft vergrößern, knapp drei Viertel kalkulieren mit einem konstanten Personalbestand. Und auch bei den Zukunftsinvestitionen will die Mehrheit der Unternehmen nicht sparen. Zwei Drittel planen mit gleichbleibenden oder sogar steigenden Ausgaben in ihre Zukunftsfähigkeit“, betonte HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels - sein abschließendes Fazit: „Das Handwerk ist auch in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit und der digitalen Umwälzungen ein verlässlicher Arbeitgeber mit Gestaltungspotenzial.“ (vd)

Nähere Infos online unter HWK-AACHEN.DE KREIS-EUSKIRCHEN.DE

KURZ INFORMIERT

Bild: Zerbor/stock.adobe.com
Bild: Zerbor/stock.adobe.com

Höhere Rechnungen für die Kundschaft
Eine weitere Erkenntnis der „Konjunkturumfrage Frühjahr 2023“ war eine bittere für viele Kundinnen und Kunden: „61 Prozent der Befragten stimmen ihre Kundschaft bereits heute auf höhere Preise ein, nur fünf Prozent erwarten fallende.“ Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, fasste darüber hinaus zusammen: „Vor allem im Nahrungsmittel-, Ausbau- und Kfz-Gewerbe müssen sich die Kundinnen und Kunden in Anbetracht der Verteuerung von Lebensmitteln, Vorprodukten und Autoersatzteilen zukünftig auf erheblich höhere Rechnungen einstellen.“

Handwerk bemängelt zu viel Bürokratie
Die Handwerksbetriebe sind heute mehr denn je mit - teils oft unnötigen - Bürokratiepflichten konfrontiert. Eine Studie der Handwerkskammer Aachen (HWK) und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) zeigt, dass immer strengere Vorgaben zu längeren Wartezeiten und höheren Kosten führen. In den vergangenen fünf Jahren sei der Bürokratieaufwand für 84 Prozent der hiesigen Handwerksbetriebe gestiegen, während knapp 14 Prozent keine Veränderung im Vergleich zum Jahr 2018 feststellten und zwei Prozent eine Verbesserung. „Anstatt die Klimawende voranzubringen und Zeit für ihre Kunden zu haben, müssen sich Handwerkerinnen und Handwerker mit immer neuen Vorschriften und überbordenden Auflagen auseinandersetzen. Das kostet Zeit, Kraft, Nerven und letztendlich Geld“, bilanziert Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen. Er fordert ein Entbürokratisierungsgesetz, das dem Namen auch gerecht werde. Bisherige Entbürokratisierungsvorhaben seien „gut gemeint, aber nicht gut gemacht!“