Inhaftierungsort für viele
Die Nationalsozialisten ersetzten schon kurz nach ihrer Machtübernahme den Direktor der Arbeitsanstalt Brauweiler durch einen überzeugten Nationalsozialisten. Arbeitsanforderungen, Regeln und Strafen wurden strenger. Die angeblichen charakterlichen Defizite der Insassen führte man auch auf genetische Veranlagungen und „angeborenen Schwachsinn“ zurück. Zahlreiche Häftlinge wurden zwangssterilisiert. Kurzfristig wurde die Arbeitsanstalt zu einem „Schutzhaftlager“ für politisch Andersdenkende. 1938 dienten Gebäude der Arbeitsanstalt als Durchgangslager für Juden aus dem Rheinland. Während der Reichspogromnacht 1938 wurden etwa 600 jüdische Rheinländer für einige Tage in Brauweiler inhaftiert, bevor sie nach Dachau deportiert wurden. In den Kriegsjahren war Brauweiler Inhaftierungsort für verschiedene Widerstandsgruppen. Viele der Häftlinge wurden in Brauweiler misshandelt, manche starben an den Folgeschäden der unmenschlichen Lebensbedingungen, begingen Selbstmord oder wurden zur Exekution nach Köln überstellt.
Konrad Adenauer als Häftling
Aber auch in Brauweiler selbst fanden willkürliche Ermordungen statt. 1945 wurden zwei junge osteuropäische Zwangsarbeiterinnen erschossen. Der wohl berühmteste Insasse des späteren Gestapo-Gefängnisses war Konrad Adenauer. Er wurde 1944 festgenommen, verbrachte zwei Monate im Zellenbau in Brauweiler, konnte anschießend aber aus einem Kölner Krankenhaus fliehen. Seine Frau Auguste Adenauer versuchte, sich im Frauenhaus Brauweiler das Leben zu nehmen, konnte aber gerettet werden und litt bis an ihr Lebensende 1948 unter den Folgen des Suizidversuchs.
Mehr Platz benötigt
Die Neueröffnung ist für das Jahr 2024 geplant und ist ein Baustein der Aktivitäten zum tausendsten Gründungsjubiläum der Abtei Brauweiler. Während sich die derzeitige Dauerausstellung auf die Darstellung der wesentlichen Ereignisse beschränkt, bezieht die künftige Ausstellung die Arbeitsanstalt in die Betrachtung ein. Dafür wird mehr Ausstellungsfläche benötigt. Bislang anderweitig genutzte Flächen im Kellergeschoss des Bürohauses konnten hinzugewonnen werden. Platz, der unter anderem auch für den Ausbau des pädagogischen Bereichs benötigt wird. Wurde die Gedenkstätte bislang überwiegend im Rahmen von Führungen von jährlich etwa 1.200 Menschen besucht, haben Gäste dann nach dem Umbau andere und zeitgemäße Möglichkeiten der Auseinandersetzung. Weiterhin sollen neben Erwachsenen vor allem Schulklassen angesprochen werden.
Förderung macht es möglich
Möglich wird die Erweiterung und Neugestaltung der Gedenkstätte durch die finanzielle Förderung der Landeszentrale für politische Bildung sowie durch die Unterstützung seitens der LVR-Museumsförderung.
Es fanden willkürliche Ermordungen statt
KONTAKT
Gedenkstätte Brauweiler
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim
Begleitende Rundgänge:
Montag bis Freitag; 10, 12, 16 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 und 15 Uhr
» www.abteibrauweiler.lvr.de