2024 ist es zehn Jahre her, dass die Deutsche Bahn ihren „Grünen Bahnhof“ in Kerpen-Horrem eröffnet hat. Ende 2016 folgte dann in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt der zweite. Der Bau der grünen Bahnhöfe basiert auf einem modularen Konzept, das von den Architekten bei der DB Station&Service AG entwickelt wurde. Es ruht auf mehreren Eckpfeilern: Erneuerbare Energien werden durch Geothermie-, Solarthermie- oder Photovoltaikanlagen gewonnen. Begrünte Dächer verbessern die Wärmedämmung und fangen Regenwasser auf. Und insgesamt werden für die klimaneutralen Bahnhöfe Materialien aus nachwachsenden regionalen Rohstoffen verwendet.
Ein Modell für die Zukunft
Der Bahnhof Horrem wurde für 4,3 Millionen Euro von den Konstrukteuren komplett nach ökologischen Richtlinien ausgerichtet. „Dieser Bahnhof ist ein Beweis dafür, dass nachhaltige Bauweise und modernste Ausstattung Hand in Hand gehen können. Das ist ein Modell für die Zukunft“, sagte der damalige Bahn-Chef Rüdiger Grube bei der Eröffnung. Das etwa 620 Quadratmeter große Bahnhofsgebäude, das rund 12.000 Pendler pro Tag frequentieren, ist so geplant, dass der Bahnhof die natürlichen Ressourcen wie Sonnenenergie nicht nur in Form von Solarzellen, sondern auch durch große Fenster in der Fassade nutzt. Die Energieproduktion der 340 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage auf dem Dach summiert sich auf 31.000 Kilowatt pro Jahr, die ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Im Erdreich erzeugt der CO2-neutrale Bahnhof ebenfalls Energie - mit einem Wärmepumpensystem, dessen Erdsonden das Wasser zirkulieren lassen und die Energie in die Heizkörper sowie die Fußbodenheizung abgeben. Durch den Einbau einer Sole-Wasser-Wärmepumpe wird der höchste Wirkungsgrad erzielt. Die Energiebilanz des Bahnhofs wird in Form einer Energieuhr im Wartebereich live angezeigt. Nur 18 Monate waren notwendig, um das gemeinschafts finanzierte Projekt zu realisieren.
Förderung durch die EU
An dem insgesamt 4,22 Millionen Euro teuren Bahnhofsprojekt trug das Land Nordrhein-Westfalen mit 1,3 Millionen Euro den größten Anteil. Der Bund steuerte eine Million Euro bei. Die Stadt Kerpen beteiligte sich mit 30.000 Euro. Die DB Station und Service AG zahlte rund eine Million Euro aus Eigenmitteln. Eine Besonderheit bei der Finanzierung war die Förderung durch die EU, die den Grünen Bahnhof im Rahmen des Interreg IVB Programms mit 900.000 Euro unterstützte. Der Bahnhof Horremist inoffiziell der „Hauptbahnhof“ des Rhein-Erft-Kreises. Er liegt an der Strecke zwischen Köln und Aachen ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der im Gleisdreieck zahlreiche Parkplätze bietet. Zudem verkehren von hier Regionalzüge Richtung Bergheim, Bedburg und Rommerskirchen. Für das Projekt des Grünen Bahnhofs Horrem hat die DB Station und Service AG im Jahr 2014 etliche Auszeichnungen erhalten. Dazu gehören unter anderem der Brunel Award, der DB Award und eine Ehrung im Wettbewerb „Deutschland - Land der Ideen“.