Herr Löcher, was muss man tun, damit eine so große Halle wie die Lanxess-Arena regelmäßig ausverkauft ist?
Einerseits haben wir einen tollen Querschnitt an Programm, da ist für jeden etwas dabei. Und bei einem Konzertbesuch geht es immer um ein Gesamtgefühl. Dazu gehört auch, dass man schnell einen Parkplatz findet, dass der Einlass schnell läuft, die Mitarbeiter freundlich sind. Wir versuchen, eine Vision von Service und Gastfreundschaft zu leben. Es gibt zwar gelegentlich Beschwerden. Aber gerade dann ist es entscheidend, schnell und gut zu reagieren. Natürlich ist auch der Künstler ganz wichtig. Der wird bei uns richtiggehend inszeniert. Das Live-Erlebnis bleibt unschlagbar, die Ticketnachfrage ist ungeheuer. Von einem Nachholeffekt nach Corona kann man nicht mehr sprechen. Die Menschen wissen Live-Entertainment einfach sehr zu schätzen. Ja, die Ticketpreise sind hoch. Aber im Gegenzug tut jeder Veranstalter alles dafür, ein tolles Erlebnis mit spektakulärer Show - tollem Ton und toller Lichtshow - zu liefern.
Hat die Pandemie nicht bei vielen zu einer Entwöhnung von Live-Veranstaltungen geführt?
Diese Sorge hatte ich auch. Und diesen Effekt wird es sicherlich auch gegeben haben. Aber allzu stark ausgeprägt kann das Phänomen nicht sein. Die riesige Ticket nachfrage, die wir erleben, spiegelt das überhaupt nicht wider - zum Glück.
Wundert es Sie nicht, dass die Leute trotz deutlich gestiegener Preise derart in die Arena strömen?
Das hat ganz viel mit Emotionen zu tun. Live-Entertainment setzt Glücksgefühle frei. Bei Konzerten wird man oft in die Vergangenheit katapultiert. Etwa bei der Night of the Proms. Und nächstes Jahr kommen Stars wie Rod Stewart. Das weckt schöne Erinnerungen. Man erlebt Glücksgefühle im doppelten Sinne: die Emotionen von heute und die Erinnerungen an gestern.
Bei Emotionen hätte ich jetzt eher an die Sportveranstaltungen in der Arena gedacht.
Die natürlich genauso, klar! Die Emotionen, die man etwa bei den Eishockeyspielen der Kölner Haie oder der Basketball-Europameisterschaft 2022 erleben kann, die sind unschlagbar. Daher freuen wir uns schon so auf die Handball-Europameisterschaft im Januar 2024. Man fiebert mit, geht durch alle Höhen und Tiefen. Alles, was das Menschsein ausmacht, wird da in zwei Stunden abgebildet. Es wird übrigens eine große Herausforderung sein, künftig weitere Großsportereignisse wie Weltmeisterschaften nach Köln zu holen. Die Gelder werden knapper. Man muss aufpassen, dass man nicht zu einseitig die Kultur fördert. Sport spricht eine noch breitere Zielgruppe an, der Sport darf nicht untergehen.
Wie holt man sich eigentlich die ganz großen Stars ins Haus?
Das schaffen wir durch unser gutes Netzwerk, verbunden mit dem guten Team und einem guten Service. So gelingt es uns oft, die einzigen Konzerte NRW-weit zu uns zu holen - und immer wieder auch die einzigen Deutschlandkonzerte.
Was ist Ihnen wichtiger: das bestehende Programm auf hohem Niveau fortzuführen oder auf neue Angebote zu setzen?
Wir versuchen beides. Einmal muss man in den Bestand investieren, die Infrastruktur, in die Arena selbst. Alles muss stetig erneuert werden. Gleichzeitig investieren wir in Neues. Momentan arbeiten wir etwa am Skywalk. Über den werden die Menschen mal über den Bogen der Arena gehen können. Wir sind guter Dinge, dass der 2024 eröffnet wird. Damit schaffen wir ein Alleinstellungsmerkmal, arbeiten auch im Jahr unseres 25-jährigen Bestehens stetig weiter an der Marke der Arena. Gleichzeitig entsteht eine touristische Attraktion für ganz Köln.
Welche Veranstaltungen liegen Ihnen persönlich eigentlich?
Ich höre alles von Rock und Pop bis Schlager, nur Volksmusik ist nicht so meins. Mein Musikgeschmack ist sehr breit. Deshalb ist dieser Job perfekt für mich. Von den einzelnen Shows kriege ich immer etwas mit, aber es passiert nur selten, dass ich mir ein ganzes Konzert am Stück ansehen kann. Helene Fischer hab ich mir einmal komplett angeschaut. Die war siebenmal nacheinander hier, da ging das.
Was war das beeindruckendste Erlebnis für Sie?
Die drei Shows von Tina Turner werde ich nie vergessen. Wie sie auf ein Podest in zehn Metern Höhe hochgefahren wurde und auf dieser einen Quadratmeter großen Fläche auf Stöckelschuhen getanzt hat, das war schon etwas sehr Besonderes.
Das Jahresende naht. Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?
Primär natürlich, dass alle im Team gesund bleiben und wir weiterhin so gut zusammenhalten. Außerdem wünsche ich mir eine tolle Handball-Europameisterschaft, bei der die deutsche Mannschaft weit kommt. Einen schönen Karneval auch bei der „Lachenden Kölnarena“ und dass noch viele neue Shows in den Vorverkauf gehen.
Interview: Markus Düppengießer
ZAHLEN & FAKTEN
Lanxess-Arena: Eröffnet 1998. 83.700 Quadratmeter Nutzfläche, bis zu 20.000 Zuschauerplätze. Jährlich bis zu zwei Millionen Besucher bei bis zu 200 Events. Vor allem Sport- und Konzertveranstaltungen, zudem Comedy, Musicals, Tagungen. Temporär nutzbare Eisfläche für Eishockeyspiele und „Holiday on Ice“. Gehört international zu den größten und modernsten Multifunktionsarenen, in weltweiten Rankings regelmäßig unter den Top 5. www.lanxess-arena.de