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Dirigent Konrad Junghänel
Abschiedskonzert von Cantus Cölln in der Kölner Philharmonie
Dirigent Konrad Junghänel
Dirigent Konrad Junghänel
Cantus Cölln

Irgendwie strahlt er noch immer sein Jungenlachen, das Entdeckerlust und Experimentierfreude suggeriert: Dabei sieht man Konrad Junghänel seine 69 Jahre nicht an, und er spricht ohne Understatement darüber, dass nun wirklich eine neue Generation von Musikern zu Wort kommen solle – sowohl in der Alte-Musik-Landschaft als auch in der Lehre. Dabei gehört der emeritierte Professor, der seit 1994 an der Kölner Musikhochschule unzählige Studenten ausgebildet hat, zu den echten Pionieren der historisch informierten Aufführungspraxis. Vor 35 Jahren gründete er das Originalklangensemble Cantus Cölln in solistischer Besetzung und leitet nun beim FELIX!-Festival in der Kölner Philharmonie dessen Abschiedskonzert. Die Fachwelt betrauert das. »Aber es ist besser, jetzt auf höchstem Niveau aufzuhören, als wenn es zu spät ist. Wir hatten eine wunderbare Zeit.« Der passionierte Spezialist begann 1963 im Alter von zehn Jahren Laute zu spielen – in einer Zeit, als man kaum etwas Anachronistischeres als diese Urform der heutigen Gitarre wählen konnte. Doch seine Eltern waren begeisterte Hobbymusiker der Alten Musik und standen sogar mit Nikolaus Harnoncourt im Kontakt, mit dem sie selbst spartierte und neu arrangierte Noten tauschten, weil es zu dieser Zeit kaum gedruckte gab. Junghänel nahm weite Zugfahrten auf sich, um Unterricht zu nehmen, und selbst als er in Köln anfing zu studieren, steckte die Alte-Musik-Bewegung noch in den Kinderschuhen. »Damals wurde die Idee der Originalklangfraktion ja noch belächelt, auch von den Professoren. Bis sich die authentischen Instrumente durchgesetzt haben, hat es ja noch viel länger gedauert.« Doch als sich immer mehr Nachwuchsmusiker für die historischen Quellen zu interessieren begannen und alte Instrumente erwarben, entwickelten sich viele der noch heute existierenden Barockorchester. In diesem Geist gründete Junghänel mit seiner Frau und weiteren Gleichgesinnten 1987 sein Originalklangensemble Cantus Cölln und blieb damit bis heute ein absoluter Vorreiter der historisch informierten Aufführungspraxis. Sein Credo: »Ich mache für ein modernes Publikum Musik, die uns Heutigen mit all ihren neuen Erfahrungen und Erwartungen etwas zu sagen haben muss. Wir arbeiten ja nicht fürs Museum.« Zudem trug Konrad Junghänel mit seinen gut informierten Operndirigaten des klassischen Repertoires dazu bei, dass auch traditionelle Orchester heute diese Literatur anders als noch vor 30 Jahren spielen. Sein musikalischer Geist lebt also fort, auch wenn er in Zukunft wohl eher im Wohnmobil quer durch Europa statt auf dessen Bühnen anzutreffen sein wird. Christian Schmidt, 

18.08.2022

Donnerstag 20:00

Die Motetten von Johann Sebastian Bach

Cantus Cölln
Konrad Junghänel Leitung

Gefördert vom Kuratorium KölnMusik e.V