Massiver Zinsanstieg
Auf der Investment-Seite haben sich die negativen Pandemie-Effekte unterdessen teilweise umgekehrt. „In der Pandemie ist der Investmentmarkt nach einer anfänglichen Zurückhaltung im Laufe des letzten Jahres wieder in Schwung gekommen und hat dies sogar mit einem neuen Rekordergebnis gekrönt“, sagt Florian Langer, Abteilungsleiter Investment bei der Larbig & Mortag Immobilien GmbH. Dieser Trend habe sich Anfang dieses Jahres fortgesetzt, stoppte dann aber zu Beginn des zweiten Quartals abrupt: „Durch das Kriegsgeschehen ausgelöst, sind wir regelrecht in eine Energiekrise gestürzt. Ein massiver Zinsanstieg in kürzester Zeit und eine darauffolgende Inflation sind die Auswirkungen. Die Investoren wurden kalt erwischt und verfielen bis heute in eine beobachtende Zurückhaltung.“
Getrübte Stimmung
Mit Blick auf das Gesamtgeschäft des Unternehmens sagt Geschäftsführer Uwe Mortag: „Einen Effekt durch den Krieg in der Ukraine merken wir am Markt noch nicht wirklich.“ Er sieht eine andere Folge, die sich auswirkt: Viele Unternehmen würden ihre Mitarbeiter aus der Ukraine und Russland abziehen, dadurch brauche es tendenziell mehr Platz und zeitliche Ressourcen. Ein möglicher Gas-Lieferstopp aus Russland trübt insgesamt spürbar die Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Lässt das die Unternehmen zurückhaltender werden bei der Einstellungsbereitschaft und damit bei der Nachfrage? Teilweise schon.
Wünschenswerte Effekte
Doch es ergeben sich auch explizit wünschenswerte Effekte: „Dass wir uns unabhängig machen von russischem Gas und erneuerbare Energien fördern, ist unabhängig von der aktuellen Situation ein positiver Trend“, so Mortag. Es gebe dafür eine klimapolitische Notwendigkeit, denn „wir müssen das schlicht machen – das ist auch den Investoren bewusst und eine Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen.“
Verknappung des Angebots
Stefan Höher, Leitender Projektentwickler im Bereich Gewerbe bei der Bauwens Development GmbH & Co. KG, bewertet die Marktlage folgendermaßen: „Wir beobachten, dass alle Marktteilnehmer in Deckung gehen, das ist zumindest die Entwicklung der vergangenen Wochen. Das ist allerdings eine Momentaufnahme, kein Gesamttrend – das kann in ein paar Wochen schon wieder anders aussehen.“ Dass insgesamt eine Verknappung des Angebots bevorstehe, sei unstrittig. „Für Investoren ist die Herausforderung, dass man in der Planung sehr früh schon viele Schritte gehen muss, bevor die konkrete Verwertung abzusehen ist. Für die Realisierung braucht man belastbare Vorvermietungsquoten, heute mehr denn je“, so seine Einschätzung.
Attraktive Arbeitsumfelder
Während insgesamt eine Verknappung von Flächen droht, hat die Kölner Innenstadt weiterhin mit Leerständen zu kämpfen. Und andere Stadtteile rücken in den Fokus. Zum Beispiel: Mülheim und Braunsfeld. „Ich bin wirklich überrascht, wie gut Mülheim vom Kölner Markt angenommen wird. Früher hätte sich dort – überspitzt gesagt – niemand begraben lassen, heute bietet es attraktive Arbeitsumfelder für moderne Unternehmen“, sagt Martin Koll, Geschäftsführer der Pareto GmbH. „Es ist der einzige Kölner Standort, der sich mit Blick auf die Marktbedeutung entscheidend verändert hat.“
Unterschiedliche Lagen
Die Anforderungen sind in Köln je nach Lage sehr unterschiedlich: Die Häuserstruktur, die Notwendigkeiten in der verkehrlichen Anbindung und die Notwendigkeit von Parkplätzen unterscheiden sich von Viertel zu Viertel. „In Ossendorf brauchst du für eine Fläche 400 Parkplätze, für die du in der Innenstadt acht brauchst. Man kann hier nicht pauschal argumentieren“, sagt Uwe Mortag.
"Durch den Krieg sind wir in eine Energiekrise gestürzt"