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Wenn das seelische Fass überläuft
Das Auftreten einer Depression kann nicht mit einzelnen Gründen oder Auslösern erklärt werden. Meist ist es ein Zusammenspiel unterschiedlichster Faktoren
Wenn das seelische Fass überläuft
Eine Depression kann jeden treffen. Bild: ryanking999 - stock.adobe.com
Eine Depression kann jeden treffen. Bild: ryanking999 - stock.adobe.com

Psychologen und Psychotherapeuten ziehen zur Erklärung für die schleichende Entwicklung bis hin zu einer Depression gerne das Fassmodell heran. Das Fass steht dabei für den Raum der inneren Belastbarkeit oder Stabilität und wird Stück für Stück mit den einzelnen Faktoren gefüllt. Der Mensch startet eventuell bereits mit einer gewissen familiären Neigung zu einer Depression ins Leben, etwa durch ein erkranktes Familienmitglied. Hinzu gesellen sich oft auch Faktoren wie Botenstoffe aus neurobiologische dem Gehirn, die den Antrieb beeinflussen. Im Laufe der Zeit kommen oft Verlusterfahrungen hinzu (Job, Beziehungen), die ihrerseits das soziale Verhalten ändern (Rückzug, verbunden mit weniger positiven Erlebnissen), und eine negative Selbstbewertung, die häufig ihren Ursprung in der Kindheit hat und bislang noch im Verborgenen lag. Irgendwann ist das Fass voll, eine akute Krise oder ein zusätzliches Problem bringt es endlich zum Überlaufen.

Zusammen mit dem Therapeuten wird der Patient daran arbeiten, dem Fass einen Abfluss einzubauen, wobei die einzelnen Faktoren genau betrachtet und eingeschätzt werden. Die Entwicklung eines neuen Selbstverständnisses steht dabei im Vordergrund. Wichtig ist insbesondere, dass der Patient dabei aktiv ist, auch in körperlicher Hinsicht durch Bewegung und Sport und bei der Strukturierung des Alltags im privaten als auch im beruflichen Bereich. Ebenso wird erörtert, ob eine Einzeltherapie oder eine Gruppentherapie zielführender sein kann. Gerade im Gespräch mit anderen Betroffenen finden viele Patienten ihre ganz persönlichen Krankheitsfaktoren heraus, werden diese doch wie Spiegel vorgehalten.

Therapie ist ständige Arbeit

Menschen, die unter Depressionen leiden, leiden selten einmalig. Viel häufiger sind die wiederkehrenden Episoden (80 bis 90 %). Das wirkt sich direkt auch auf Beziehungen und auf den Arbeitsplatz aus und hat somit starken Einfluss auf die Lebensqualität. Auch wenn es nicht leicht fällt, sollten die Betroffenen Freunde, Familie und Arbeitgeber über ihre Depression aufklären. Viele Firmen haben inzwischen eine interne Sozialberatung eingerichtet. (dst)

DAS STIGMA DES "VERLIERERS" BESEITIGEN

Depressionen können jeden treffen. Um ihnen das anhaftende ,,Stigma des Verlierers" endgültig zu nehmen, muss die Krankheit mehr in den Fokus gerückt werden. Der Begriff des Burn-out hat ein Stück weit dazu beigetragen. Denn unter diesem ,,Label" lässt sich eine Depression oder eine depressive Episode leichter thematisieren als unter den Begriffen ,,Störung" oder ,,Defekt". Auch die Tatsache, dass immer häufiger Depressionen für eine Vielzahl von Krankschreibungen verantwortlich sind, hat die Öffentlichkeit, nicht zuletzt die Wirtschaft, aufgeschreckt. Eine für die Patienten positive Entwicklung.