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Sehen und gesehen werden
Sehbeeinträchtigungen sind die häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Wer nicht mehr gut sieht, wird oft auch nicht mehr gesehen
Sehen und gesehen werden
Bild: Antonioguillem-stock.adobe.com
Bild: Antonioguillem-stock.adobe.com

Mehr als 80 % aller Umweltreize nehmen wir mit den Augen wahr. Damit sind sie unsere wichtigsten und zugleich auch am meisten strapazierten Sinnesorgane. Erkrankungen, die die Augen betreffen, haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten rasant erhöht. Zum einen wegen der Alterung der Gesellschaft, zum anderen dadurch, dass wir sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag unseren Augen mit der ständigen Computer- und Bildschirmnutzung kaum noch Erholungszeiten gönnen. Die Zahlen sprechen für sich: Laut WHO ist jeder zweite Mensch auf der Welt fehlsichtig. In Deutschland sind etwa 36 Mio. Menschen betroffen, 57 von 1.000 Kindern leiden bereits unter Sehstörungen. Dabei sind die besonders schweren Augenkrankheiten, die zu einer dauerhaften Erblindung führen können, wie etwa der Grüne Star, in dieser Statistik nicht enthalten. Tatsächlich Erblindete und Sehbehinderte ebenso wenig. In der Summe bedeutet dies: Augenerkrankungen stehen auf der Liste der Volkskrankheiten definitiv an erster Stelle.

Kurzsichtigkeit durch lange Zeiten am PC

Etwa 68 Prozent der 25bis 54-jährigen und 60 Prozent der über 55-jährigen Deutschen verbringen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes täglich einen Teil ihrer Zeit vor dem Computer. Dadurch steigen insbesondere die Fälle von Kurzsichtigkeit. Bei einer Kurzsichtigkeit werden weit entfernte Gegenstände verschwommen und undeutlich wahrgenommen, nahe Objekte werden problemlos erkannt. Kurzsichtigkeit kann zwar durch das Tragen von Brillen oder Kontaktlinsen oder durch eine Laserbehandlung der Hornhaut korrigiert werden. Das Risiko der Netzhautablösung, des Grünen und Grauen Stars, steigt jedoch.

Grauer und Grüner Star

Der Graue Star (med.: Katarakt) ist eine oft altersbedingte Erscheinung und wird durch eine natürliche Trübung der Linse verursacht. Generell nimmt die Sehfähigkeit schleichend ab und die Farben verblassen. Der operative Eingriff ist zur Routine geworden. In Deutschland wird er jährlich etwa 800.000 Mal praktiziert. Dabei wird mittels Laserbehandlung die natürliche Linse durch eine individuell angepasste Kunstlinse ersetzt. Dagegen stellt der Grüne Star (med.: Glaukom) eine weitaus ernstere Erkrankung dar. Er ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindungen. Denn durch einen erhöhten Augeninnendruck werden hierbei die Sehnerven permanent geschädigt. Tückisch dabei ist, dass auch der Grüne Star sich schleichend entwickelt und darüber hinaus dabei kaum Schmerzen auftreten. Deshalb ist es umso wichtiger, Routinekontrollen zur Früherkennung regelmäßig wahrzunehmen. Denn ein Sehverlust kann gravierende Auswirkungen auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Wenn das Sehen schlechter wird, kommt es häufig zu einer geringeren sozialen Integration, zu Depressionen und einem niedrigeren sozioökonomischen Status. (dst)

UMFRAGE

Unsere Umfrage brachte ein eindeutiges Ergebnis. Tatsächlich entsprechen die von uns gesammelten Zahlen denen, die auch in offiziellen Statistiken, etwa der WHO, zu finden sind. 58% der Befragten gaben an, dass bei ihnen bereits ein Augenleiden vorliegt. Die Zahlen steigen grundsätzlich mit zunehmendem Alter an, doch die Werte sind bereits bei den jüngeren Jahrgängen hoch. So ist bereits jeder Zweite im Alter von 18 bis 49 betroffen. Berufstätige stellen mit 61 % die größte Gruppe. Eine leichte Tendenz legt nahe, dass Frauen (61%) etwas häufiger Augenprobleme haben als Männer (56 %). Exakt gegenläufig stellen sich die Zahlen bei Hörproblemen dar. Hier geben 30 % der Männer, aber nur 20% der Frauen ein Leiden an. Insgesamt haben ein Viertel aller Befragten Schwierigkeiten beim Hören. Noch nicht Betroffene zeigen sich indessen für Augenkrankheiten hoch sensibilisiert. 51 % schätzen den Risikofaktor einer Erkrankung als sehr hoch oder hoch ein. Hier liegen die 18- bis 49-Jährigen mit 56 % vorne und Frauen mit 56% gegenüber Männern mit 47 %. (dst)