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Nachgefragt: Praxiskliniken behandeln nach individuellen Bedürfnissen
Strukturen und Sektorengrenzen: Ambulante Versorgung und Praxiskliniken als wegweisende Modelle für die Zukunft der Patientenversorgung
Nachgefragt: Praxiskliniken behandeln nach individuellen Bedürfnissen
Nachgefragt: Praxiskliniken behandeln nach individuellen Bedürfnissen

Die Krankenhausreform fordert eine stärkere Ambulantisierung. Wie kann eine angemessene Versorgung künftig sichergestellt werden?

Die normale operative Versorgung kann Gesundheitszentren erfolgen, in denen durch vorrangig ambulante Eingriffe durchgeführt werden, die bei Bedarf aber auch eine kurzstationäre Versorgung leisten. Die großen Maximalversorger-Krankenhäuser sollten auf die Versorgung von komplexen Erkrankungen und Risikopatienten spezialisiert sein. Durch diese Entzerrung erfolgt eine optimale Versorgung der Patienten im jeweils angemessenen Rahmen. Aber zu glauben, dass die großen Kliniken nun einfach ambulant arbeiten können, obwohl die Strukturen unverändert bleiben, das wäre naiv. Will man eine gute, patientenorientierte und effiziente, also letztlich kostenbewusste ambulante Versorgung, dann muss auch die Struktur entsprechend sein. Wie so eine Struktur aussehen kann, dafür sind Praxiskliniken ein gutes Beispiel.

Ein weiterer Aspekt ist wichtig: Wenn wir die sektorenübergreifende Versorgung umsetzen, können die Leistungserbringer ihre Patienten nach den individuellen Bedürfnissen behandeln. Die bestehenden gesetzlichen Regelungen, die die Sektorengrenzen zementieren, müssen wegfallen. Außerdem muss die Begrenzung der Patientenzahlen entfallen. Denn die führt im bestehenden System dazu, dass die Wartezeiten für die Patienten teilweise unzumutbar lang sind.

Stellt die Forderung nach mehr ambulanten Eingriffen eine Verbesserung für die Patientenversorgung dar?

Wenn ein Eingriff ambulant erbracht werden kann, ganz klar: ja, das ist eine Verbesserung. Und zwar aus mehreren Gründen. Die Erholung im privaten Umfeld ist für die Patienten vorteilhaft, wenn dem medizinisch nichts entgegensteht. Außerdem ist die Aufenthaltsdauer der Patienten in Kliniken, die auf ambulante Eingriffe spezialisiert sind, sehr kurz. Sie umfasst nur die direkte OP-Vorbereitung, die OP selbst und die Zeit im Aufwachraum. Dadurch ist auch die Gefahr, sich mit Krankenhauskeimen zu infizieren, deutlich geringer. Grundsätzlich sollten daher die Eingriffe, die aus medizinischer Sicht bei dem individuellen Patienten ambulant erbracht werden können, auch ambulant erbracht werden.

Hinzu kommt die geringere Inanspruchnahme des Gesundheitssystems. In Bezug auf das pro Kopf verfügbare Pflegepersonal belegt Deutschland einen guten Platz im europäischen Vergleich. Aber für die Schwerkranken, die tatsächlich stationär behandelt werden müssen, fehlt es dennoch an Personal. Durch mehr ambulante Eingriffe kann das vorhandene Personal dort eingesetzt werden, wo es tatsächlich gebraucht wird. Das gilt auch für die finanziellen Ressourcen.

Köln ist das beste Beispiel dafür, dass eine vorwiegend ambulante Versorgung zu einer extrem hohen Patientenzufriedenheit führt. Denn hier gibt es mehrere Praxiskliniken, die vorwiegend ambulant operieren, aber auch kurzstationäre Aufenthalte ermöglichen. Die Befragungen, die die Praxiskliniken bei ihren ambulanten Patienten durchführen, zeigen eine Zufriedenheit von durchschnittlich 98%. Praxiskliniken werden mittlerweile als eigene Klinik-Form wahrgenommen und stellen daher auch bei Patientenbefragungen und Rankings eine eigene Kategorie dar.

"Zu glauben, dass große Kliniken einfach ambulant arbeiten können, wenn die Strukturen unverändert bleiben, wäre naiv."
Dr. med Stephan Leuwer ist Mitbegründer der Klinik LINKS VOM RHEIN und seit 2003 deren Ärztlicher Direktor
Dr. med Stephan Leuwer ist Mitbegründer der Klinik LINKS VOM RHEIN und seit 2003 deren Ärztlicher Direktor

Hilft die Krankenhausreform dabei, die Probleme im Personalbereich zu bewältigen?

Wenn wir mehr ambulant operieren, hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Personalsituation. Die Beanspruchung des Personals ist einfach geringer, weil weniger Patienten stationär versorgt werden. Wenn dies dazu führt, dass sich der einzelne in ausreichendem Maß um die Patienten kümmern kann, dann trägt das sicher auch zur Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei. Hinzu kommt, dass bei weniger stationären Patienten auch weniger Mitarbeiter für die Feiertags- und Wochenenddienste gebraucht werden. Und diese Dienste, die sehr belastend sind, können auf mehr Mitarbeiter aufgeteilt werden.